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Nachhaltige Beschaffung bei der Stadtverwaltung Mainz

Die Art, wie wir leben, die Produkte, die wir kaufen und konsumieren, die Art wie wir bauen, hat essentiellen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch, auf den Verbrauch an Energie, auf die Belastung der Umwelt sowie auf soziale Gerechtigkeit. Kommunen können durch ihre Marktmacht positiv auf eine nachhaltige Beschaffung hinwirken. Mainz macht mit!

Mainz denkt global!

Wenn es um nachhaltige Entwicklung geht, kommt Kommunen eine besondere Aufgabe zu: in Städten und Gemeinden kann viel bewegt werden, weil dort die Menschen leben, einkaufen, mobil sind und Zukunft mitgestalten. Wie möchten wir in unserer Verwaltung handeln und in Mainz leben, ohne funktionsfähige Lebensräume und die Zukunft anderer Menschen aufs Spiel zu setzen?

Hintergrund

In Deutschland beträgt das jährliche Volumen für die Vergabe öffentlicher Aufträge etwa 360 Milliarden Euro. Auf die kommunale Ebene entfällt ein Anteil von rund 60 Prozent. Somit können Kommunen die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten beeinflussen: Je größer die Nachfrage, desto mehr werden die Hersteller angeregt, diese auch anzubieten.

Die öffentliche Hand hat eine Vorbildfunktion, wenn es um den Einkauf nachhaltiger Produkte geht. Dazu gibt es bereits viele Beispiele – auch in Mainz.

Unsere globale Verantwortung

Seit 1997 engagieren sich zahlreiche Menschen in Mainz für die Nachhaltigkeitsthemen. Seit 2013 ist Mainz Fair Trade Stadt. Im Jahr 2019 hat Mainz unterschrieben, sich noch stärker für die Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele (die sog. Sustainable Development Goals, SDG) der Agenda 2030 (s.u.) einzusetzen.

Und 2019 wurde dann der Klimanotstand ausgerufen. Globale Veränderungen machen nicht Halt vor den Pforten unseres Rathauses.

Mainz kauft nachhaltig ein

Der Einkauf der Landeshauptstadt Mainz hat über das Instrument der Nachhaltigen Beschaffung eine wichtige Funktion für die Erreichung der Umwelt-und Klimaschutzziele.

Bei Ausschreibungen und Vergabeprozessen werden Kriterien für einen nachhaltigen Einkauf berücksichtigt. Seit vielen Jahren gibt es die Arbeitsgruppe Nachhaltige Beschaffung bestehend aus Vertreter:innen des Grün- und Umweltamtes, dem Amt für nachhaltige Stadtentwicklung(Agenda-Büro), des Hauptamtes und der Finanzverwaltung – Bereich Einkauf. Hier werden Strategien und erforderliche Arbeitsschritte besprochen.

Auch geht es darum, die Kolleg:innen bei ihren Bestellungen z.B. von Büromaterial zu informieren. So finden sich im elektronischen Einkaufskatalog der Stadt immer auch umweltfreundlichere Alternativen. Im elektronischen Einkaufskatalog befinden sich alle zu beschaffenden Produkte von Büromaterialien, Druck- und Kopiergeräten, PC und Monitoren bis hin zu Windeln für den Kitabereich. Er umfasst circa 40.000 Produktgruppen.

Agenda 2030 und Nachhaltige Beschaffung

Nachhaltige Beschaffung ist ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, zu der sich die Landeshauptstadt Mainz verpflichtet hat. Außerdem wirkt der Klimanotstand in Mainz direkt auf Beschaffungsprozesse und wird vor dem Hintergrund des Stadtratsbeschlusses nun konkret angegangen. Nachhaltige öffentliche Beschaffung ist komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint. Doch nach und nach kann die in Mainz verfolgte Strategie einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Die Stadt kann damit ihre Vorbildfunktion und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.
Die "Agenda 2030" der Vereinten Nationen bildet seit 2015 den globalen Rahmen für eine nachhaltige Entwicklung. Die darin enthaltenen 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) reichen von Armutsbekämpfung über den Schutz der Ökosysteme hin zu lebenswürdigen Städten. Jedes dieser Ziele hängt zusammen mit Handlungskompetenzen und Entscheidungen auf lokaler Ebene!Mainz denkt global und handelt lokal!

SDG 12: Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster

Das SDG 12 (Sustainable Development Goal) "Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen" zielt auf die notwendige Veränderung unserer Lebensstile und unserer Wirtschaftsweise.

Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion verlangen, heute so zu konsumieren und zu produzieren, dass die Befriedigung der berechtigten Bedürfnisse der derzeitigen und der zukünftigen Generationen unter Beachtung der Belastbarkeitsgrenzen der Erde und der universellen Menschenrechte nicht gefährdet wird. Dazu müssen Wachstum und Wohlstand so weit wie möglich von der Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen entkoppelt werden.

Unterziele von SDG 12

  1. Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster umsetzen
  2. Natürliche Ressourcen schützen
  3. Weniger Nahrungsmittel verschwenden
  4. Abfälle verantwortungsvoll entsorgen
  5. Müll vermeiden und recyclen
  6. Verantwortungsvolle Unternehmen
  7. Nachhaltiges Beschaffungswesen
  8. Informationen bereitstellen und Bewusstsein schaffen
  9. Entwicklungsländer unterstützen
  10. Nachhaltigen Tourismus ausbauen
  11. Ineffiziente Subventionen fossiler Brennstoffe abschaffen

Kommune - Konsum - Klima

Im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge werden in Kommunen regelmäßig verschiedenste Produkte beschafft. Darunter sind auch Güter, die oftmals unter schwerwiegenden Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen und mit enormer Umweltzerstörung produziert werden.

Kommunen sind somit konkrete Möglichkeiten gegeben, Veränderungen im Sinne eines nachhaltigen und global verantwortlichen Wirtschaftens umzusetzen.

Was hat Beschaffung oder Konsum mit Klimaschutz zu tun?

Die Belange des Klima- und Umweltschutzes sowie die Einsparung an Ressourcen, Energie und Wasser sind heute mehr als dringlich geworden. Daher hat ein umweltfreundlicher bzw. nachhaltiger Einkauf eine zunehmend wachsende Bedeutung. Unter dem Aspekt der nachhaltigen Beschaffung müssen Klima- und Umweltschutz sowie Ressourceneffizienz von Anfang an berücksichtigt werden.

Was heißt überhaupt Nachhaltige Beschaffung?

Nachhaltige Beschaffung ist kein eng determinierter Begriff, er wird in verschiedenen Kontexten oft unterschiedlich verwendet. „Nachhaltige Beschaffung bezeichnet den Prozess, Produkte und Dienstleistungen zu beschaffen, die geringere Folgen für Umwelt und/oder Produzierende haben, als vergleichbare Produkte und Dienstleistungen.“

Wo ist der Unterschied zur umweltfreundlichen Beschaffung?

Umweltfreundlich“ ist eine Verhältnisgröße: Umweltfreundlich bezeichnet ein Produkt, das hinsichtlich bestimmter Eigenschaften im Vergleich zu anderen vergleichbaren Produkten mit demselben Verwendungszweck bestimmte Vorteile aufweist (schönes Beispiel: Kopierpapier aus Recyclingpapier gegenüber Papier aus chlorgebleichtem Zellstoff).

Das lässt sich auch auf umweltfreundliche Leistungen z.B. durch Dritte übertragen: Aufträge, die eine geringere Umweltbelastung aufweisen als vergleichbare Leistungen mit derselben Funktion (z.B. Transportwege).

Gibt es Kriterien für einen umweltfreundlicher Einkauf?

Kriterien für einen umweltfreundlichen Einkauf sind u.a.:

Inhaltsstoffe:

  • Schadstoff frei,
  • keine gesundheitsbelastenden Substanzen,
  • keine Verwendung von krebserzeugenden, erbgutverändernden, fortpflanzungsgefährdenden Stoffen

Langlebigkeit:

  • Haltbarkeit,
  • Wiederbefüll-Möglichkeit,
  • Gebrauchstauglichkeit,
  • Zweckmäßigkeit

Ressourcen schonend:

  • Energieeffizient,
  • Mehrweg,
  • regional,
  • saisonal,
  • bio

Reparierbarkeit

Recyclingfähigkeit 

Entsorgung:

  • Abfälle vermeiden,
  • Groß- und RC-Verpackungen

Wie kauft man sozialverträglich ein?

Soziale Kriterien zu berücksichtigen bedeutet vor allem, dass bei der Produktion im Ausland die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) eingehalten werden. Diese regeln unter anderem das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit und von Zwangsarbeit sowie die Einhaltung elementarer Arbeitsrechte. zahlreiche Siegel (s.u.) helfen den Verbraucher:innen beim Einkauf darauf zu achten. Weiterhin können sog. Länderrisiken (Produktion im Ausland) eine Hilfestellung geben. Grundlage ist hierfür die sog. DAC-Liste.

Und was habe ich damit zu tun?

Durch unser Konsumverhalten haben wir direkten Einfluss auf einen nachhaltig gestalteten Lebensraum. Der globale Warenstrom lässt keine Wünsche mehr unerfüllt. Jedoch entscheiden wir, wo ein Produkt zu welchem Preis und unter welchen Arbeitsbedingungen hergestellt wird. Es gibt vielfältige Hilfestellungen, Webseiten und Aufstellungen von Güte- und Prüfsiegeln, die uns die Kaufentscheidung im Hinblick auf eine sozialgerechtere und ressourcenschonendere Umwelt aufzeigen. Einfach mal reinschauen, beim Einkauf drauf achten und kritisch hinterfragen. Durch unseren Beitrag kann eine zukunftsfähigere und gerechtere Welt gestaltet werden.

Die Art, wie wir leben, die Produkte, die wir kaufen und konsumieren, die Art wie wir Bauen hat essentiellen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch, auf den Verbrauch an Energie, auf die Belastung der Umwelt sowie auf soziale Gerechtigkeit. Der Konsum ist ein Treiber für viele Bereiche des täglichen Lebens.

Einkaufs-und Konsumverhalten sind ein starker Hebel für eine nachhaltige Gesellschaft.

Prinzipien für ein nachhaltiges Leben

  • Du musst selbst die Veränderung werden, die Du in der Welt sehen willst“. Mahatma Ghandi – Fange also bei Dir selbst an. Und zwar heute.
  • Denke nicht an Probleme sondern an Lösungen.
  • Wo ein Wille ist, ist ein Weg, wo kein Wille ist, sind Ausreden.
  • Wenn alle so leben wie ich, wäre die Welt dann nachhaltig?
  • Lieber kleine Schritte, als keine Schritte.

Weiterführende Links

17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
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