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Umwelttipp: Wildnis in Deutschland

Wer schon mal uralte Baumriesen und das Werden und Vergehen in einem Urwald erlebt hat, ist beeindruckt. Unbebaute, unzerschnittene Landschaften, wo nur die Natur regiert – in Deutschland kaum vorstellbar. Zwei Prozent der Landesfläche sollten laut "Nationaler Strategie zur biologischen Vielfalt" bis Ende 2020 zu Wildnisgebieten erklärt werden. Naturschutzverbände kritisieren, dass dieses von der Bundesregierung angepeilte Ziel nicht erreicht wurde. Im neuen Umwelttipp beleuchten wir das Thema Wildnis genauer.

Was versteht man unter Wildnis?

Wildnisgebiete im Sinne der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft zu gewährleisten.

In Deutschland existieren solche Gebiete heutzutage hauptsächlich in den Kernzonen der Nationalparks, auf Flächen des "Nationalen Naturerbes" und in einigen großen Naturschutzgebieten. Weitere Gebiete, die für eine Wildnisentwicklung geeignet sind, sollen identifiziert werden. Hierfür kommen insbesondere Wälder der öffentlichen Hand, Moorgebiete, Flussauen, Küstenabschnitte und Hochgebirgsregionen in Frage. Aber auch ehemalige militärische Liegenschaften und Bergbaufolgelandschaften können zu Wildnisgebieten werden. 

Seit Beginn der Industrialisierung und besonders seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts sind natürliche dynamische Prozesse in Mitteleuropa systematisch verdrängt worden. Alles unterliegt der Zweckbestimmung durch den Menschen. Dies wird besonders augenfällig an den von Menschenhand veränderten Flüssen und Bächen, eingedeichten Meeresküsten und forstwirtschaftlich genutzten Wäldern.

Kein Leben ohne Wildnis

Die "Wilderness"-Bewegung in Nordamerika hat sich aus dem Erleben der Urlandschaften der Neuen Welt im 18. und 19. Jahrhundert als Gegenpol zu den vertrauten Kulturlandschaften Mitteleuropas entwickelt. Sie führte dort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Ausweisung der ersten Nationalparks. Wildnis ist jedoch nicht nur eine Bewegung, sondern in vieler Hinsicht unsere Lebensgrundlage:

  • Bedrohte Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen finden in Wildnisgebieten wichtige Lebens- und Rückzugsräume. Die Vernetzung solcher Biotope erhöht die Überlebenschancen auch für wandernde Arten.
  • Gesunde Wälder, Moore und Auen wirken ausgleichend auf die extremen Wetterfolgen des Klimawandels und senken dauerhaft die Kohlendioxidkonzentration der Atmosphäre. Sie geben Lebewesen Raum und Zeit, sich an neue Klimaverhältnisse anzupassen.
  • Überschwemmungen sind oft verheerend für Menschen, Wirtschaft und Infrastruktur. In wilden Flussauen hat das Wasser genug Platz und bewohnte Gebiete werden geschützt.
  • Sauberes Trinkwasser, Sauerstoff zum Atmen oder Pflanzenbestäubung sind nur einige Leistungen der Natur, auf die wir zwingend angewiesen sind.
  • Je wilder die Natur ist, desto besser gefällt sie vielen Menschen. 53 Millionen Menschen besuchen laut Bundesamt für Naturschutz jährlich deutsche Nationalparks. Wildnisgebiete stellen ein Gegengewicht zur stark genutzten Kulturlandschaft dar. Körper und Seele kommen zur Ruhe. Deshalb sind Wildnisgebiete weltweit beliebte Ziele für Erholung und Urlaub.
  • Wir ziehen unser Wissen aus der Wildnis. Überlebenswichtige Konzepte für Land- und Forstwirtschaft sowie Hochwasser- und Klimaschutz können mit diesem Wissen entwickelt werden.

Trotz guter Argumente wenig Wildnis

Trotz der guten Argumente machen Wildnisgebiete nach aktuellen Einschätzungen in Deutschland ca. 0,6 % der Landfläche aus. Aus Sicht des Naturschutzes ist das, wie eingangs beschrieben, zu wenig. Natürliche Prozesse sind jedoch für viele Arten und Lebensräume besonders bedeutsam und somit ist ihr Schutz oder ihre Wiederzulassung ein wesentliches Ziel des Naturschutzes. Neben dem Schutz tropischer Regenwälder oder afrikanischer Savannen sollte ungestörte Natur auch in Deutschland mehr Raum bekommen. Denn im Hinblick auf die EU-Vorgaben zum Schutz der biologischen Vielfalt ist bis 2030 eine Unterschutzstellung von 30 Prozent der Landfläche in Europa vereinbart.

Tipps für Wildnis-Trips und mehr

Wildnis-Hotspots finden Sie bei der Initiative „Wildnis in Deutschland“: Die 19 Naturschutzverbände und -stiftungen zeigen mit ihrer „Agenda für Wildnis“ auf, wie wir mehr Wildnisgebiete in Deutschland schaffen können. Auf der Internetseite erhalten Sie Informationen zu Wildnisgebieten, Ziele, Forderungen, Handlungsempfehlungen und Beteiligungsmöglichkeiten.

Wildnis erleben in der näheren Umgebung von Mainz:

Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald entsteht der Urwald von morgen. Im westlichen Hunsrück gelegen erstreckt sich ein ca. 10.200 Hektar großes, zusammenhängendes Gebiet über die Hochlagen des Hunsrücks. Die Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz haben den Nationalpark gemeinsam im Frühjahr 2015 gegründet. Der höchste deutsche Berg west-lich des Rheins, der Erbeskopf ist mit 816 Metern üNN zugleich auch der höchste Punkt im Nationalpark.

Im Rheingau-Taunus befindet sich mit knapp 22.000 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet in Hessen. Der Naturwald Wispertaunus ist Teil davon und über 1.000 Hektar groß. Seit 2016 dürfen hier Buchen und Eichen krumm wachsen, uralt werden und irgend-wann umfallen. Dann entsteht neues Leben. Der wilde Wald mit seinen naturnahen Bächen, wie die Wisper, ist eine wahre Schatzkammer der biologischen Vielfalt.

Wildnisfonds zur Förderung der Wildnisentwicklung in Deutschland: Um das Erreichen des Zwei-Prozent-Wildnisziels zu unterstützen, hat die Bundesregierung den Wildnisfonds eingerichtet. Dafür stehen 20 Millionen Euro im aktuellen Bundeshaushalt bereit, um geeignete Flächen zu kaufen oder finanziellen Ausgleich für Nutzungsverzicht zu gewähren. Anträge auf Förderung können auch Privatpersonen stellen.

Wildnis ist ebenfalls Thema beim Deutschen Naturschutztag vom 31.05. – 02.06.2021: Unter dem Motto: „STADT-LAND-FLUSS – welche Natur wollen wir?“ sucht der deutsch-landweit größte Naturschutzkongress nach Antworten auf drängende Fragen, die sich durch den schnellen Wandel unserer Städte und der ländlichen Räume sowie des Klimas für den Naturschutz ergeben. Die Teilnahme an digitalen Fachforen, Side-Events sowie einem hyb-riden Live-Event ist für Interessierte möglich.

Nähere Informationen zum Thema und zu den genannten Tipps finden Sie in u. a. Linkliste.

Adresse

Umweltladen
Mainzer Umweltladen
Steingasse 3-9
55116 Mainz
Telefon
+49 6131 12-2121
Telefax
+49 6131 12-2124
E-Mail
umweltinformationstadt.mainzde
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Montag: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr und 13.30 Uhr bis 18.00 Uhr
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Freitag: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr und 13.30 Uhr bis 18.00 Uhr
Jeder 1. Samstag im Monat: 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr

Erreichbarkeit

Haltestellen / ÖPNV

Haltestelle Münsterplatz:
Linien: 6, 50, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 62, 63, 64, 65, 78,
80, 81, 90, 91, 653, 654, 660
Im Urwald von morgen: Nationalpark Hunsrueck-Hochwald Ursula Kunze
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